LAUDAT – Leipziger Allgemeine UebersetzungsDatenbank für Antike Texte
Die Übersetzung eines literarischen Texts gehört zu den intensivsten und wirkungsreichsten Formen der Rezeption. Der Übersetzungsvorgang ist sprachlich, methodisch, formal sowie inhaltlich komplex – und stellt in vielen Fällen eine erste Form der Interpretation dar.
Im Bereich der antiken Literatur erfüllen Übersetzungen eine wichtige Zugangsfunktion: Sie machen griechische und lateinische Texte in vielen Fällen gesellschaftlich überhaupt erst zugänglich. Um die Fülle der inzwischen vorhandenen und in ihrer Menge weiterhin wachsenden Übersetzungen leichter zugänglich zu machen, sollen im Rahmen des Projekts LAUDAT die vorhandenen Übersetzungen antiker Texte gesammelt und (technischen und rechtlichen Möglichkeiten entsprechend) zugänglich gemacht werden.
Im Zentrum der Datenbank stehen Übersetzungen antiker Texte ins Deutsche (von ca. 1800 bis heute), wobei sowohl griechische als auch lateinische Texte berücksichtigt werden. Eine Berücksichtigung von Übersetzungen auch in andere moderne Sprachen ist perspektivisch angedacht; insbesondere für Übersetzungen ins Englische bieten vorhandene Angebote wie der TLG oder Perseus aber bereits gute Zugriffsmöglichkeiten.
Zielgruppe des Projekts LAUDAT sind Forschende und Lehrende an Schulen und Universitäten (etwa der Klassischen Philologie, Alten Geschichte, Theologie, Religionswissenschaften, Philosophie, Archäologie, der modernen Literaturwissenschaften, Kulturwissenschaften, Erziehungswissenschaften und Rezeptionsstudien, aber auch der Medizin und Psychologie) sowie die interessierte Öffentlichkeit. Verbunden ist damit die Hoffnung, die Vielzahl von älteren Übersetzungen, die zum Teil in Vergessenheit geraten sind (wie Gustav Schwabs Übersetzungsbibliothek oder dessen ‚Dichter des Alten Griechenland‘ in der Reihe ‚Bibliothek für die weibliche Jugend‘ aus dem Jahr 1835), aber auch die inzwischen etwas unübersichtlich gewordene Vielzahl neuer Übersetzungen, die zum Teil an entlegenen Orten oder bei variierenden Verlagen erscheinen oder erschienen sind, zu sammeln und so leichter zugänglich zu machen.
Die umfangreiche Datenbank (‚Deukalion‘), die im Rahmen des SFB 644 (‚Transformationen der Antike‘) zwischen 2005 und 2016 entstanden ist und umfangreiche qualitative Angaben zu den jeweiligen Übersetzungen enthält (etwa zu stilistischen Eigenheiten), die bislang aber nicht öffentlich zugänglich war, soll ebenfalls integriert werden. Um einen schnellen Zugriff zu ermöglichen, wird die Deukalion-Datenbank zunächst in einem separaten Zugriff zugänglich gemacht, soll aber im Laufe der Zeit integriert werden. Den Verantwortlichen an der Humboldt-Universität zu Berlin (namentlich Ulrich Schmitzer, Josefine Kitzbichler und Roland Baumgarten) sei für die Zusammenarbeit herzlich gedankt.
LAUDAT soll im Idealfall eine Brückenfunktion übernehmen und antike Texte über die Klassische Philologie bzw. die Alten Sprachen hinaus leichter zugänglich machen. Dies gilt auch für die Fachdidaktik und den Unterricht in den Alten Sprachen, der weiterhin einen bedeutenden Bereich des schulischen Fremdsprachenunterrichts ausmacht. Hier haben Übersetzungen zunehmend (wieder) größere Bedeutung erlangt, auch wenn im deutschsprachigen Bereich den Übersetzungen antiker Texte (bzw. ihrem Einsatz im Unterricht) oft gewisse Vorbehalte entgegengebracht wurden. Im Hintergrund steht die alte Frage, ob die fertige Übersetzung eines literarischen Texts eher davon abhält, ihn im Originalwortlaut zu lesen, oder ob das Vorhandensein einer Übersetzung überhaupt erst die Möglichkeit schafft (oder diese doch massiv erleichtert), mit einem literarischen Text in Berührung zu kommen. Das eine schließt das andere in der Regel nicht aus. Und so sei auch dem Projekt LAUDAT der Wunsch mit auf den Weg gegeben, dass es die Beschäftigung mit den antiken Texten und ihrer reichen, bis heute andauernden Rezeption in unzählbaren modernen Literaturen und Formen erleichtern und so auch fördern soll. Die Ansiedlung beim Fachinformationsdienst Altertumswissenschaften ‚Propylaeum‘ soll diesem Wunsch Nachdruck verleihen.
Zuletzt noch eine kurze Bemerkung zum Arbeitstitel des Projekts: LAUDAT steht für Leipziger Allgemeine UebersetzungsDatenbank für Antike Texte (da es am Lehrstuhl für Griechische Philologie der Universität Leipzig angesiedelt ist). Gleichzeitig soll der Aspekt des ‚Nennens, Anführens, Zitierens‘, der im lateinischen laudare ebenfalls angelegt ist, mit anklingen. Denn darum geht es: Die Fülle an verfügbaren Übersetzungen antiker Texte in einer frei zugänglichen Datenbank anzuführen und sie zu benennen.