Papyrological Publication Platform (P3)
Unabhängig davon, wo oder in welchem Format wissenschaftliche Informationen veröffentlicht werden, erwarten die Menschen zunehmend, dass sie online erscheinen. Dies gilt nicht nur für die Naturwissenschaften, sondern auch für die Geisteswissenschaften. Elektronische Veröffentlichungen beschränken sich jedoch nicht nur auf traditionelle wissenschaftliche Abhandlungen und Monographien, sondern umfassen auch grundlegende wissenschaftliche Daten wie Bibliographien, Sammlungsinformationen, Textdatenbanken, Atlanten usw., die häufig in digitalen Repositorien organisiert sind. Diese beiden Sphären (die der Wissenschaft und die der wissenschaftlichen Daten) sind eng miteinander verknüpft, in der Praxis jedoch noch recht unterschiedlich: Die Gewinnung von Kerndaten aus der Wissenschaft ist nach wie vor eine weitgehend manuelle Aufgabe und daher recht ressourcenaufwändig.
Die P3-Initiative, ein gemeinsames Projekt des Instituts für Papyrologie und der Universitätsbibliothek Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Collaboratory for Classics Computing der Duke University, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert wird, hat zum Ziel, wissenschaftliche Publikationen und wissenschaftliche Datensätze miteinander zu verbinden. In der ersten Phase konzentriert sich das Projekt auf altgriechische, lateinische und koptische Texte aus der Zeit vom 3. Jh. v. Chr. bis zum 8. Jh. n. Chr., die auf Papyri und anderen tragbaren Medien erhalten sind und hauptsächlich aus Ägypten stammen. Die Informationen zu diesen Texten wurden in den letzten Jahrzehnten in verschiedenen elektronischen Repositorien organisiert. Einige, wie das Heidelberger Gesamtverzeichnis (HGV), speichern Metadaten zu den Manuskripten, z. B. Bibliographie und Herkunftsinformationen, während andere, wie die Duke Databank of Documentary Papyri (DDbDP), Transkripte der auf Papyri gefundenen Texte in alten Sprachen aufbewahren. Diese Repositorien werden von bezahlten Mitarbeitern und (in jüngerer Zeit) von unbezahlten Freiwilligen gepflegt, die Informationen aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen über den Papyrologischen Editor auf papyri.info in die entsprechenden elektronischen Ressourcen eingeben.
Mit P3 und seinem neuen E-Journal, Pylon, möchten wir die Prozesse der Veröffentlichung und Datenextraktion auf eine halbautomatische Weise angleichen. Zu diesem Zweck haben wir ein Transformationswerkzeug/-tool entwickelt (hier verfügbar), das Textverarbeitungsdateien in TEI/EpiDoc XML konvertiert, einen der wichtigsten Kodierungsstandards in der Papyrologie. Wenn Artikel, die neue Ausgaben von papyrologischen Texten enthalten, zur Veröffentlichung im E-Journal angenommen werden, wandelt dieses Tool die Textverarbeitungsdatei in TEI/EpiDoc XML um. Hierfür werden die EpiDoc-Dateien an der Universitätsbibliothek intern in TEI-Dokumente umgewandelt, die den Vorgaben von heiEDITIONS, der Heidelberger Infrastruktur für digitale Editionen, entsprechen. Informationen, die für Forschungsdaten-Repositorien relevant sind, werden dann als TEI/EpiDoc XML in papyri.info eingespeist und gleichzeitig auf GitHub gespeichert, wo sie für andere Initiativen, die daran interessiert sein könnten, offen zugänglich sind. Hierzu zählen beispielsweise grundlegende Metadaten über die Herkunft, Datierung, Bibliographie von papyrologischen Texten, Abschriften in alten Sprachen, Transkriptionen und Kommentaren.
Die Artikel selbst werden in digitaler Form in der neuen, von Experten begutachteten elektronischen Zeitschrift "Pylon" als Propylaeum-eJournal veröffentlicht.