Tutorium Augustanum

Bibliographie

Die Fondation Égyptologique Reine Élisabeth in Brüssel gibt seit 1932 die auf Vollständigkeit zielende Bibliographie Papyrologique heraus. Die Jahrgänge 1960-1999 wurden im Jahr 2000 auf der CD-ROM Subsidia Papyrologica 1.0 zusammen mit dem damals aktuellen Stand des Heidelberger Gesamtverzeichnisses (s. unten Kap. 11.4) zugänglich gemacht. Inzwischen ist die Bibliographie Papyrologique unter http://www.papyri.info/bibliosearch bzw. http://www.aere-egke.be/BP/?fs=1 frei verfügbar.

Eine Einführung in die Benutzung von Papyri als Quelle durch den Historiker bieten:

  • Bagnall, Roger S.: Reading papyri, writing ancient history (= Approaching the ancient world), London/New York 2019 (2. Aufl.).
    Ein brillantes Buch, das nicht nur in die Methodik der Papyrologie einführt, sondern am Beispiel der Papyrologie allgemeine methodische Probleme der Alten Geschichte behandelt. Sehr aufschlussreich sind die Bemerkungen zum Verhältnis der Alten Geschichte/Papyrologie zur Anthropologie. Dass die Darstellung jeweils auf konkreten Forschungsbeispielen aufbaut, sorgt für Anschaulichkeit. Diese 112 Seiten sind eine Pflichtlektüre für jeden, der sich mit der Geschichte der Alten Welt befasst!
  • Hagedorn, Dieter: Papyrologie, in: Nesselrath, Heinz-Günther (Hg.): Einleitung in die griechische Philologie (= Einleitung in die Altertumswissenschaft), Stuttgart 1997, S. 59-71.
  • Papyrology – Online exhibits: http://www.lib.umich.edu/papyrology-collection/papyrology-online-exhibits.
    Teilweise interaktive Lerneinheiten zu antiken Schreibmaterialien, der Schreibkultur des griechisch-römischen Ägypten u. a. vermitteln einen farbigen Eindruck davon, was die Arbeit des Papyrologen ausmacht. Einen ersten Einstieg in die lateinische Paläographie kann man anhand der Entzifferung eines Papyrus mit Senecas Medea wagen. Hilfestellung wird gegeben!

Eine kurze Einführung in das Arbeitsgebiet der Papyrologie und die Neuordnung des Duke Papyrus Archive gibt Peter van Minen unter http://library.duke.edu/rubenstein/scriptorium/papyrus.

Umfassendere Einleitungen in die Papyrologie bieten:

  1. Wilcken, Ulrich/Mitteis, Ludwig: Grundzüge und Chrestomathie der Papyruskunde [4 Bde.], Berlin 1910-1912.
    Der Klassiker. Der Mommsen-Schüler Wilcken gehörte – nicht ohne Anregung durch den Meister selbst – zu den maßgeblichen Begründern der Papyrologie als eigenständiger Wissenschaftsdisziplin. Mitteis war einer der profiliertesten Rechtshistoriker seiner Zeit. Beide gaben einen in seinem umfassenden Zugriff bis heute unerreichten Überblick über das aus Papyri gewonnene Wissen über Verwaltung und Rechtsgeschichte Ägyptens in der Antike. Den beiden Darstellungsbänden („Grundzüge“) ist jeweils ein Band mit exemplarischen Texten („Chrestomathie“) beigesellt. Auch wenn durch Neufunde und Fortschritte in der Forschung manches überholt ist, bietet dieses monumentale Werk doch immer noch einen guten Einstieg in die Materie. Online unter http://www.archive.org/stream/grundzgeundchr11wilc (Historischer Teil: Grundzüge), http://www.archive.org/stream/grundzgeundchr12wilc (Historischer Teil: Chrestomathie [d. h. Quellensammlung]), http://www.archive.org/stream/grundzgeundchr21wilc (Juristischer Teil: Grundzüge) und http://www.archive.org/stream/grundzgeundchr22wilc (Juristischer Teil: Chrestomathie).
  2. Montevecchi, Orsolina: La papirologia (= Trattati e manuali), Mailand 1991 (3. durchg. u. erw. Aufl.).
    Das derzeit wohl beste Handbuch zur Papyrologie. Neben prägnanten Darstellungen zu Beschreibstoffen, Geschichte und Verwaltung Ägyptens in der Antike, Textgattungen, Wissenschaftsgeschichte u. a. finden sich ausführliche Literaturhinweise, Listen mit zentralen Texten, überlieferten antiken Archiven, wichtigen Papyrussammlungen und -editionen, in den Papyri häufig verwendeten Abkürzungen, datierten Papyri (wichtig für paläographische Vergleiche!) und schließlich 183 Seiten Tafelwerk mit Transkriptionen, das Leseübungen ermöglicht. Leider ist eine seit längerer Zeit angekündigte englische Übersetzung bis heute nicht erschienen.
  3. Bagnall, Robert S. (Hg.): The Oxford handbook of papyrology, Oxford 2009.
  4. Turner, Eric G.: Greek papyri: an introduction, Oxford 1980.
  5. Pestman, Pieter W.: The new papyrological primer, Leiden 1994 (2. überarb. Aufl.).
    Sammlung von kommentierten (aber nicht übersetzten!) repräsentativen Beispieltexten (nur teilweise mit Bildtafeln). Am Beginn des Buches findet sich eine knappe, aber sehr übersichtliche und praktisch orientierte Einleitung in die Papyrologie. Gerade für den Anfänger sehr hilfreich ist die paläographische Tabelle, die einen chronologisch geordneten Überblick über die in Papyri vorkommenden Buchstabenformen gibt.
  6. Rupprecht, Hans-Albert: Kleine Einführung in die Papyruskunde (= Die Altertumswissenschaft), Darmstadt 1994.
    Gut die Hälfte des Buches wird durch ausführliche Literaturhinweise in Anspruch genommen. Als Einführung für den Anfänger ist das Werk tatsächlich kaum zu empfehlen, da der Text auf konkrete Beispiele und selbst Erläuterungen etwa zu juristischen Fachbegriffen weitgehend verzichtet und daher ein erhebliches Vorwissen voraussetzt. Es handelt sich also eher um eine systematisierende Zusammenfassung des aus Papyri gewonnenen Realienwissens als eine wirkliche Einführung in die Papyrologie. Den größten Nutzwert entfaltet das Werk im Gebrauch als Handbuch zum Nachschlagen, das schnell zur grundlegenden Forschungsliteratur führt und die Angaben der älteren Handbücher auf den neuesten Stand bringt.
  7. Gallo, Italo: Avviamento alla papirologia greco-latina (= I manuali 1), Neapel 1983.
    Interessant vor allem der nach Ländern geordnete Überblick über die wichtigsten Sammlungen und ihre Geschichte, das Kapitel über die Papyri aus Herculaneum, sowie die ausführliche Behandlung der Bedeutung literarischer Papyri. Das Buch liegt auch in englischer Übersetzung vor: Greek and Latin papyrology (= BICS Supplement 54), London 1986.
  8. Capasso, Mario: Introduzione alla papirologia. Dalla pianta di papiro all’informatica papirologica, Bologna 2005.
  9. Capasso, Mario: Che cos’è la papirologia (= Le Bussole 351), Rom 2009.

Alle genannten Werke befassen sich nicht oder nur am Rande mit der eigentlichen Lesung der Papyri. Während Inschriften – soweit in gutem Erhaltungszustand – meist leicht zu lesen sind, weil die verwendete Schrift in etwa unserer Buchschrift entspricht, ist dies zumindest bei den dokumentarischen Papyri nicht der Fall. Eine Beschäftigung mit der Entwicklung der Schriftformen, d. h. ein Studium der Paläographie ist hier notwendig:

  1. Seider, Richard: Paläographie der griechischen Papyri [3 Bde.], Stuttgart 1967-1990.
    Unverzichtbares Tafelwerk zur griechischen Paläographie ("Schriftkunde"). Der dritte Band sollte die eigentliche Darstellung enthalten, doch erlaubte der Tod des Autors nur noch die Fertigstellung des ersten Halbbandes mit der Paläographie der griechischen Papyri bis zum Ende der Ptolemaierzeit.
  2. Seider, Richard: Paläographie der lateinischen Papyri [3 Bde.], Stuttgart 1972-1981.
    Entsprechendes Tafelwerk zur lateinischen Paläographie.
  3. Harrauer, Hermann: Handbuch der griechischen Paläographie [2 Bde.] (= Bibliothek des Buchwesens 20), Stuttgart 2010.
  4. Turner, Eric G.: Greek manuscripts of the ancient world (= BICS Suppl. 46), London 1987 (2. erw. Aufl.).
  5. Cavallo, Guglielmo/Maehler, Herwig: Hellenistic bookhands, Berlin/New York 2008.
  6. Cavallo, Guglielmo/Maehler, Herwig: Greek bookhands of the early Byzantine period A.D. 300-800 (= BICS Suppl. 47), London 1987.
  7. Cavallo, Guglielmo: La scrittura greca e latina dei papiri. Una introduzione (= Studia erudita 8), Pisa/Rom 2008.
  8. PapPal: http://www.pappal.info.
    Bietet eine Datenbank mit Abbildungen datierter Papyri. Schriftformen und Schriftentwicklung lassen sich anhand dieser Beispiele gut nachvollziehen. Die oben genannten Einführungen in die Paläographie lassen sich dadurch freilich nicht ersetzen.

Eine zusätzliche Schwierigkeit ergibt sich daraus, dass die Papyri – wie teilweise auch die Inschriften – oftmals einen kolloquialen bzw. dialektalen Sprachstand abbilden. Die "normalen" philologischen Hilfsmittel helfen deshalb nur bedingt weiter. Anzuwenden sind vielmehr:

  1. Preisigke, Friedrich/Kießling, Emil: Wörterbuch der griechischen Papyrusurkunden [3 Bde.], Berlin 1925-1931.
    Erschließt das bis 1921 publizierte Material. Band IV (ersch. nur die Faszikel für α-ζ) sowie drei Supplementbände von 1971, 1991 und 2000 arbeiten die bis 1988 erschienen Texte auf. Eine elekronische Ergänzung bietet https://papyri.uni-koeln.de/papyri-woerterlisten/index.html.
  2. Preisigke, Friedrich/Littmann, Enno: Namenbuch, enthaltend alle griechischen, lateinischen, ägyptischen, hebräischen, arabischen und sonstigen semitischen und nichtsemitischen Menschennamen, soweit sie in griechischen Urkunden (Papyri, Ostraka, Inschriften, Mumienschildern usw.) Ägyptens sich vorfinden, Heidelberg 1922.
  3. Mayser, Edwin: Grammatik der griechischen Papyri aus der Ptolemäerzeit mit Einschluss der gleichzeitigen Ostraka und der in Ägypten verfaßten Inschriften [2 Bde.], Berlin 1926-1970 (teilweise in 2. überarb. Aufl.).
  4. Palmer, Leonard R.: A grammar of the post-ptolemaic papyri, London 1946. Erschienen ist nur Band I,1 zur Morphologie.
  5. Gignac, Francis Th.: A grammar of the Greek papyri of the Roman and Byzantine periods [2 Bde.] (= Testi e documenti per lo studio dell’antichità 55), Mailand 1976-1981. 
  6. Gignac, Francis Th.: A grammar of the Greek papyri of the Roman and Byzantine periods [2 Bde.] (= Testi e documenti per lo studio dell’antichità 55), Mailand 1976-1981. 
  7. Muñoz Delgado, Luis: Léxico de magia y religión en los papiros mágicos griegos (= Diccionario Griego-Español, Anejo V), Madrid 2001. Online unter http://dge.cchs.csic.es/lmpg verfügbar.