Projektbeschreibung
Im Erschließungsprojekt „Kossack“ wird am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle/ LDA (Saale) erstmals im deutschsprachigen Raum der große Gelehrtennachlass eines Prähistorikers in erschöpfender Tiefe aufbereitet und öffentlich zugänglich gemacht. Das Projekt hat Pilotcharakter und ist zum Katalysator für die Diskussion um Sammlung, Verzeichnung und Erschließung von Archäologennachlässen geworden.
Prof. Dr. Georg Kossack verstarb im Oktober 2004 und hinterließ eine Gelehrtenbibliothek mit rund 23.000 Titeln (Monographien, Zeitschriften und Sonderdrucken) und ein umfangreiches Wissenschaftsarchiv an Korrespondenzen und Arbeitsmaterialien (Zeichnungen, Reisetagebücher, Vorlesungsmitschriften, Literaturexzerpte, Fotos). Neben dem großen Literaturbestand bewahrte er 186 Ordner und Mappen in seinem Haus auf, daneben Hefte mit Vorlesungsmitschriften. Hinzu kommen 38 Ordner, die sich im Nachgang an der Ludwig-Maximilians-Universität München fanden und 500 Blatt in den Beständen der Römisch-Germanischen Kommission/ RGK in Frankfurt am Main.
Der Bestand ist als geschlossen anzusehen, wenn auch mit Bestimmtheit gesagt werden kann, dass sich Korrespondenzen mit Kossack in nahezu allen Archiven prähistorischer Institutionen in Deutschland werden finden lassen, da er in vielen Gremien tätig war und über weitreichende wissenschaftliche Kontakte im In- und Ausland verfügte.
Er hatte seine Bibliothek systematisch aufgestellt und in jeder Hinsicht gut gepflegt. Die an einem Teilbestand nötigen restauratorischen Maßnahmen wurden – insbesondere für Zeitschriftenbände - aus den Mitteln des LDA bestritten. Die Sonderdrucke waren in Schubern gesammelt, vordringlich nach Autoren, aber auch regional und nach Themen sortiert. Kossack hatte den Bestand mit Hilfe von Zettelkästen und Karteikarten verwaltet. Eine erste Erschließung fand an der Universität München durch die Eingabe in die Datenbank LITERAT statt.
Ebenso akribisch hatte Kossack sein Archiv geführt: Die Korrespondenzakten waren in der Regel nach Jahrgängen geordnet, innerhalb derer nach Briefpartnern, wobei Vorgänge auch Jahrgangs- und Personen übergreifend zusammengefasst sind. Die Bildmaterialien und archäologischen Notizen gliederte er nach Regionen, Themen und Epochen.
Das LDA erwarb die Bibliothek und Sonderdrucksammlung im Sommer 2006 und überführte sie von Pietzenkirchen/ Bayern nach Halle (Saale)/ Sachsen-Anhalt. Auch das Archiv wurde dem LDA übergeben, da es der erklärte Willen aller Erben und beteiligten Institutionen war, eine ganzheitliche Erschließung des überaus bedeutenden Nachlasses anzustreben.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft / DFG bewilligte in dankenswerter Weise umfangreiche Mittel für das Projekt: Mit Hilfe eines Wissenschaftlers, eines Archivars und einer Bibliothekarin wird das Material zwischen Dezember 2008 und März 2012 in Halle (Saale) erschlossen. Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt kooperierte dabei eng mit dem Deutschen Archäologischen Institut / DAI in Berlin, der Römisch-Germanischen Kommission in Frankfurt und der Universität zu Köln; weiterhin beteiligt waren die Universität München und die Universität Halle / Wittenberg. Nach Abschluss des Projekts wurde der Aktenbestand in die Römisch-Germanische Kommission nach Frankfurt am Main überführt.