Editionsrichtlinien für den Wilamowitz-Moellendorff-Briefwechsel
Die Briefe liegen nicht mehr im Original vor. Allerdings fertigte Ulrichs Tochter Adelheid Fredrich (1881–1954) in der ersten Hälfte der 1920er Jahre eine Abschrift (folgend: 1. Abschrift) der Briefe an, in der sie u. a. von den Schreibern getilgte Passagen nicht wiedergab, wie etwa aus Ulrichs Brief an seine Mutter vom 15. Oktober 1858 deutlich wird. Vor 1943 erstellte Adelheids Schwester Dorothea Hiller von Gaertringen (1879–1972) eine Abschrift (folgend: 2. Abschrift) der 1. Abschrift. Dabei lagen ihr zumindest teilweise noch die Autographen vor, wodurch sie Ergänzungen und Korrekturen vornehmen konnte. Deshalb bildet die 2. Abschrift die Grundlage der kommentierten Edition, die das Faksimile der 2. Abschrift zeilengenau wiedergibt. Sinnverändernde Abweichungen zur 1. Abschrift werden in Fußnoten vermerkt. Da (mit Ausnahme der ergänzten Passagen) nicht mit letzter Sicherheit entschieden werden kann, welche der beiden Abschriften näher am Original ist, wird zusätzlich ein Faksimile der 1. Abschrift zur Verfügung gestellt.
Die folgenden Briefe sind ausschließlich in der 1. Abschrift enthalten und nach dieser ediert:
Die Briefe werden zeilengenau nach der 1. Abschrift bzw. 2. Abschrift diplomatisch ediert. Orthographie und Zeichensetzung werden beibehalten. Nur offensichtliche Fehler (etwa Buchstabendreher, Verschreibungen, Dittographien) sind stillschweigend berichtigt. Unterstreichungen werden übernommen, in ihrer Länge aber auf die Breite des hervorgehobenen Wortes verkürzt. Datums- und Ortsangaben sind nach dem Muster „Ort, Datum“ wiedergegeben; der bisweilen in der Datumsangabe benutzte Artikel wird nicht übernommen. Die Bezeichnung der Briefpartner erfolgt mit dem vollständigen Namen (z. B. Ulrike von Wilamowitz-Moellendorff statt Mutter). In der Regel werden die Zeilen linksbündig abgebildet; Einrückungen lassen sich über das Faksimile nachvollziehen.
Adelheid Fredrich weist darauf hin, dass die Briefe Ulrich von Wilamowitz-Moellendorffs mit Beginn der Studienzeit nicht mehr in deutscher, sondern in lateinischer Schrift und nur Satzanfänge und Eigennamen mit Großbuchstaben geschrieben wurden. Da Adelheid Fredrich die Briefe indes in der zu ihrer Zeit üblichen Groß- und Kleinschreibung transkribiert hat, ist Wilamowitz’ idiosynkratische Schreibweise in vorliegender Edition nicht abgebildet.
Zur Erleichterung des Leseflusses werden Apostrophe eingefügt (z. B. ist’s statt ists). Zoll-Zeichen werden durch reguläre Anführungszeichen ersetzt sowie Minus-Zeichen durch Halbgeviertstriche. Zusätzlich wurden längere Freilassungen getilgt und die Verwendung von Leerzeichen an heutige Satzregeln angepasst (z. B. statt zB). Anführungszeichen werden generell nach heutiger Konvention wiedergegeben. Vereinheitlicht wurde zudem die Großschreibung der Personal- und Possessivpronomina der 2. Person Singular und Plural. In Majuskeln geschriebene Wörter werden in regulärer Schreibweise wiedergegeben, da es sich hierbei wohl um ein Versehen bei der Benutzung der Schreibmaschine handelt, denn Hervorhebungen im Original sind in der Abschrift nicht durch Großbuchstaben, sondern durch Unterstreichungen ausgewiesen.
Grundsätzlich nicht gekennzeichnet sind handschriftliche Ergänzungen sowie Korrekturen, die Adelheid Fredrich oder Dorothea Hiller von Gaertringens im Typoskript vorgenommen haben, da sie über das Faksimile leicht zu identifizieren sind. Zusätzliche Anmerkungen Adelheid Fredrichs bzw. Dorothea Hiller von Gaertringens sind in eckige Klammern [ ] gesetzt, die Anmerkungen der Bearbeiter in spitze Klammern ⟨⟩.
Identifizierte Personen, Orte und (wichtige) Körperschaften werden mit einem Link hinterlegt, über den weitere Informationen abrufbar sind. Die biographischen Angaben zu den erwähnten Personen werden möglichst knapp gehalten und beschränken sich in der Regel auf Informationen, die für den Briefkontext relevant sind. Sämtliche in den Briefen erwähnte Ortsnamen werden – soweit ermittelbar – identifiziert, wobei zusätzlich die damalige historische Verwaltungseinheit sowie die politische Zugehörigkeit angegeben sind. Da es gerade hier zu vielfachen Änderungen gekommen ist, bezieht sich die angegebene GND-Nummer regelmäßig auf den modernen Ort. Angaben zu antiken Personen und Orten basieren auf dem „Neuen Pauly“. Durch die Verknüpfung mit den Normdaten kann mit Hilfe von Schnittstellen dynamisch auf die Ressourcen der deutschen Bibliotheken und weiterer Institutionen im Internet zurückgegriffen werden.
Die Ordnung der Briefe folgt der von Adelheid Fredrich erstellten Textvorlage, die auf weitgehend chronologischen Prinzipien basiert, zum Ende einzelner Lebensabschnitte aber noch ergänzende Briefe, Gedichte und Entwürfe anführt. Darin folgt die 2. der 1. Abschrift. Die eingefügte Nummerierung richtet sich nach der Ordnung der Briefe.