Gerhards Odyssee - Einmal nach Griechenland und zurück
Die Korrespondenz zwischen Eduard Gerhard, Mitbegründer sowie erster dirigierender Sekretar des Instituto di Correspondenza Archeologica in Rom, und Emil Braun, der seit 1833 als Gerhards Assistent, Stellvertreter und Vertrauter am Instituto fungiert, gehört zu den umfangreichsten Beständen unter den sogenannten Gelehrtenbriefen im Archiv des DAI Rom, die im Rahmen des DFG-geförderten Projektes erschlossen und digitalisiert wurden. Ihre Zusammenarbeit beginnt in den Jahren 1832/1833, als Gerhard aus Rom nach Berlin zurückkehrt, um am Königlichen Museum seine Stellung als Museumsarchäologe anzutreten. Zur gleichen Zeit begibt sich Braun, der vor kurzem sein Studium abgeschlossen hat, nach Rom, um dort Gerhards Angelegenheiten zu übernehmen. In den folgenden etwa 25 Jahren tauschen die beiden um die 1.000 Briefe aus; phasenweise werden mehrmals in der Woche Briefe über die Alpen geschickt.Im Sommer 1836 fasst Gerhard den Entschluss, eine Studienreise nach Griechenland anzutreten, und möchte, dass Braun ihn auf der Reise begleitet. Die Reise verspricht schwierig in der Planung und mühsam in der Ausführung zu werden. Die Choleraepidemie, die im Europa der 1830er Jahre immer wieder aufflammt, überschattet die Situation. Mit Reiseeinschränkungen – wenn nicht sogar Reisesperrungen – und Quarantänen, die lageabhängig von einzelnen (Hafen-)Städten verhängt werden, muss jeder Zeit gerechnet werden. Doch damit nicht genug gestalten sich auch die Routen nach Griechenland schwieriger als bspw. nach Italien oder ins westliche Europa. In den 1830er Jahren befindet sich der Personenverkehr noch im Aufbau. Durch den Einsatz von Dampfschiffen jedoch werden in diesen Jahren die Reisen zu Wasser zuverlässiger und schneller, wenn auch nicht unbedingt komfortabler. Die vielen Unsicherheiten der Reisesituation werden aus Gerhards Brief an Braun vom 12. Juli 1836 deutlich:
„[…]Also zu den Reiseplänen, welche unsre Stimmung auffrischen mögen; herzlichen Dank dafür daß Sie mit wollen! Schade daß Sie in der Mitte günstiger Lokalkenntniß nichts Näheres über Triester Schiffahrt, so wie über dermalige Cholerabeordres in Oberitalien schreiben; Einiges dahin gehörige ist mir noch in München willkommen, aber es wäre gut Verbindungen darauf gleich jezt zu gründen. Ich hoffe noch immer zum 21 Juli hier flott zu werden und hätte gedacht einen Monat später in Ancona zu sein. Die Abfahrt zum 13.ten September fügt sich nicht gut; acht Wochen muß man doch auf Griechenland rechnen und so wird Reise, Herbst und Drang der Rückkehr sich drängen. Der beste Termin zum Abreisen wäre gegen Ende August; man triebe sich noch ein wenig auf den ionischen Inseln ( Ithaka ) herum und wäre gegen Mitte September in Athen. Nachdem was mir Forchhammer sagt ist es nicht all Norm und der Hauptsache nach innerhalb 8 Wochen durchreisen. Item ziehen Sie allerhand zweckmäßige Erkundigungen ein und schreiben Sie mir demnach nach München poste rest. ob es beim appuntamento 10 September in Ancona bleiben soll, oder ob sich die Sache noch zweckmäßiger etwas früher einrichten läßt. Am Ende muß man für Ancona stimmen, so lange es keine bequemere Weise giebt das griechische Reisemühsal mit möglichstem Behagen auf den ersten Fahrten der Reise entgegenzugehn, und soviel ich habe erfahren können ist von Triest aus noch kein Dampfschiff im Gang. Sparen Sie auch nicht Rathschläge über den zweckmäßigsten Weg den ich, der Cholerabeordres wegen, in Oberitalien zu nehmen habe. Von Büchern nehme ich den Bekkerschen Pansavios mit; auch hoffe ich die französische Karte von Morea noch vor meiner Abreise zu erhalten. […]“
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