Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Noch vorhandene Unterlagen des Verlags J. C. Hinrichs, v. a. Verlagsverträge und Autorenkorrespondenzen, wurden 1977 zum Akademie-Verlag nach Berlin überführt, der die Liquidation des Hinrichs-Verlags durchführte. Der Akademie-Verlag selbst wurde 1991 durch Verkauf privatisiert, das Archivgut des Verlags wurde 1994 – ohne die Überlieferung des Verlages J.C. Hinrichs - dem Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften übergeben. Versucht man die Geschehnisse zu rekonstruieren, ergibt sich folgendes Bild: Zu einem unbekannten Zeitpunkt kaufte ein Berliner Trödelhändler einem Speditionsunternehmen, das eine ehemalige Betriebsstätte des Akademie-Verlages geräumt hatte, ausgedientes Büroinventar ab. Unter den übernommenen Gegenständen befanden sich auch Kartons mit den Verlagskorrespondenzen. Der Händler lagerte die Kartons zunächst in Berlin-Kreuzberg ein, im Februar 2008 bot er einen kleinen Teil der Unterlagen auf einem Trödelmarkt zum Kauf an. Dort entdeckte sie Dr. Hans-Andreas Schönfeldt, der sie zunächst aus philatelistischem Interesse aufkaufte. Nachdem er den kulturhistorischen Wert der Unterlagen erkannt hatte, versuchte er in Kontakten mit Berliner Wissenschaftseinrichtungen und dem Landeskriminalamt einen Weg zu ihrer Sicherung und öffentlichen Nutzbarmachung zu finden. Seine Bemühungen blieben aber vergeblich. Im Frühjahr 2009 wurde über die Leiterin des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt der Kontakt zum Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig vermittelt. Das Staatsarchiv Leipzig verwahrt Archivgut zahlreicher Leipziger Verlage in einem Gesamtumfang von über 1200 laufenden Metern; zu seinen Beständen zählt u. a. das Archivgut anderer bedeutender Wissenschaftsverlage wie B. G. Teubner und Johann Ambrosius Barth. Zum Zeitpunkt der Kontaktaufnahme hatte Schönfeldt zwei Drittel der vorhandenen Unterlagen aufgekauft, weitere Ankäufe jedoch aufgrund der mangelnden Unterstützung zurückgestellt. Nach dem Ankauf des ersten Teils durch das Sächsische Staatsarchiv konnte er auch die restlichen Unterlagen erwerben, sie wurden im Frühjahr 2010 durch das Staatsarchiv übernommen.
Bestandsbearbeitung
Die Unterlagen befanden sich bei ihrem Ankauf überwiegend gefaltet in (noch im Verlag mit dem Namen des jeweiligen Korrespondenzpartners beschrifteten) Briefumschlägen im DIN A5-Format. Die Dokumente waren in einem ihrem Alter entsprechenden guten Zustand. Der Bestand wurde in drei Tranchen in das Staatsarchiv übernommen. Der erste Ankauf von 488 Mappen erfolgte im November 2009. In einem ersten Bearbeitungsschritt wurden alle Mappen gesichtet, sortiert und lose Schriftstücke zugeordnet. Viele Mappen waren in sich chronologisch geordnet, in der Regel buchmäßig, nur in Ausnahmefällen kaufmännisch. Teilweise musste die innere Ordnung wieder hergestellt werden. Im Frühjahr 2010 wurden die restlichen Mappen übernommen. Von Mai bis Juli 2010 wurden die Unterlagen durch Frau Anke Weber, M.A. der Ägyptologie, erschlossen. Zwischen Februar 2012 und März 2013 wurde der Bestand im Archivzentrum Hubertusburg des Sächsischen Staatsarchivs schutzverfilmt. Im Anschluss fand eine Digitalisierung vom Schutzfilm statt. Im Frühjahr 2016 wurden die Verzeichnungsangaben im Archivinformationssystem des Sächsischen Staatsarchivs für die Online-Recherche freigeschaltet. Eine Online-Stellung der Digitalisate ist vorgesehen, aber noch nicht realisiert.
(Thekla Kluttig)
Die Verzeichnungsangaben zum Bestand 22208 J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig, sind über das Online-Findbuch des Archivinformationssystems des Sächsischen Staatsarchiv online zugänglich.