Tutorium Augustanum

Exzerpieren

Sobald Sie eine Literaturangabe entdeckt haben, müssen Sie natürlich überprüfen, ob sich hinter einem interessant klingenden Titel auch tatsächlich etwas für Ihr Thema einschlägiges verbirgt. Besonders, wenn eine kostenpflichtige Fernleihe notwendig wird, wüsste man das natürlich gerne schon vor der eigentlichen Lektüre. Hier gibt es zwei Hilfsmittel:

  1. Aufsätze in Zeitschriften und Sammelbänden/unselbstständige Publikationen: In der APh finden sich zu vielen - aber nicht allen - Aufsätzen kurze Inhaltsangaben, die eine genauere Einordnung ermöglichen.
  2. Monographien und Sammelbände/selbstständige Publikationen: Hier hilft die APh nicht weiter. Dafür werden in vielen historischen Zeitschriften und besonders einigen speziellen Rezensionszeitschriften Besprechungen dieser Publikationen veröffentlicht, die eine kurze Inhaltsangabe und eine Einordnung in die Forschungslandschaft enthalten. Gute Rezensionen sind oft der schnellste Weg, sich einen Überblick über ein neues Themengebiet zu verschaffen. Man findet Rezensionen
    1. über die Verweise in APh, Gnomon, Dyabola und IBR.
    2. gebündelt in den Rezensionszeitschriften Gnomon und Classical Review (CR), sowie den Rezensionsteilen fast aller Fachzeitschriften.
    3. in den frei zugänglichen Internetangeboten
      1. Bryn Mawr Classical Review (BMCR): http://bmcr.brynmawr.edu
      2. H-Soz-u-Kult: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de
      3. sehepunkte: http://www.sehepunkte.de
      4. Plekos: http://www.plekos.uni-muenchen.de
        Eine Metasuche in diesen vier Publikationen ist über das Angebot Historische Rezensionen Online (HOR) unter https://hro.clio-online.de möglich.
      5. Scholia Reviews: https://casa-kvsa.org.za/scholia 
      6. The Ancient History Bulletin Online (Rezensionen): https://ancienthistorybulletin.org/online-reviews-vol-1
      7. Wiener Studien (Rezensionsteil): http://www.oeaw.ac.at/kal/rezensionen/index.htm
      8. American Journal of Archaeology (Rezensionen): http://www.ajaonline.org/bookreviews.

Ist eine vorliegende Publikation wirklich relevant, sollten Sie sofort die kompletten bibliographischen Daten erfassen, damit Sie später nicht für ein Zitat eine langwierige Suche beginnen müssen. Es kommt immer wieder vor, dass Studenten viele Kopien anfertigen, ohne ihre Quelle zu vermerken, und dann bei der Abfassung ihrer Hausarbeiten die entnommenen Zitate nicht mehr nachweisen können. Vermeiden Sie diesen Fehler von Anfang an! Eine disziplinierende Wirkung kann dabei die Benutzung eines Literaturverwaltungsprogrammes (wie z. B. Citavi: http://www.citavi.com) haben, das später auch die Verwaltung von Zitaten und die automatische Generierung von Literaturlisten erlaubt.

Folgende Angaben müssen in einem bibliographischen Datensatz enthalten sein:

  1. Monographie: Autor(en), Titel, Untertitel, Erscheinungsort, Erscheinungsjahr, ggf. Reihentitel.
  2. Abschlussarbeit (Dissertation, Magisterarbeit, Habilitation): Autor, Titel, Untertitel, Art der Arbeit (Diss., Habil. usw.), Universität, Erscheinungsjahr.
  3. Sammelband: Herausgeber, Titel, Untertitel, Erscheinungsort, Erscheinungsjahr, ggf. Reihentitel.
  4. Aufsatz in Sammelband: Autor(en), Titel, in: Herausgeber, Titel, Untertitel, Erscheinungsort, Erscheinungsjahr, ggf. Reihentitel, Seiten.
  5. Aufsatz in Lexikon: Autor(en), Lemma, Lexikon, Band, Erscheinungsjahr, Seiten/Spalten.
  6. Aufsatz in Zeitschrift: Autor(en), Titel, in: Zeitschrift, Band, Erscheinungsjahr, Seiten.

Abkürzungen

Ein leidiges Thema. Im Bereich der Altertumswissenschaften ist es üblich, viele Lexika und Zeitschriften nur durch Abkürzungen zu bezeichnen, um die Anmerkungsapparate und Literaturverzeichnisse nicht zu sehr aufzublähen. Für den Anfänger sind diese kryptischen Kürzel oft schwer verständlich: Was verbirgt sich hinter ZPE, JHS, CL, CPh, CR, AHB usw.? Einige Abkürzungen für die wichtigsten Lexika kennen Sie bereits: RE, LAW, KlP, DNP, OCD4, RAC. Die Kürzel für die Zeitschriften orientieren sich in althistorischer Literatur in der Regel an der Liste, die Sie am Beginn jedes Druckbandes der APh oder in deren elektronischer Version finden. Bedenken Sie dabei, dass in den Druckbänden jeweils nur die im jeweiligen Berichtsjahr ausgewerteten Zeitschriften aufgeführt werden! Das Centro Italiano dell'Année Philologique hat deshalb eine elektronische Kompilation aller Abkürzungsverzeichnisse der einzelnen APh-Bände erstellt, die unter http://www.aristarchus.unige.net/CIAPh/en/Database/Siglario durchsucht werden kann. Für die teilweise abweichenden Abkürzungen in archäologischer Fachliteratur sollte man Dyabola konsultieren.

Seit einiger Zeit steht unter http://aristarchos.software.informer.com auch das Programm Aristarchos kostenlos zur Verfügung, das über eine bequeme Datenbanksuche die Auflösung von Abkürzungen nach Dyabola, APh, AJA und Enciclopedia dell'arte antica ermöglicht. Umgekehrt können auch die entsprechenden Abkürzungen für vorliegende Zeitschriftentitel ermittelt werden. Benutzung empfohlen!

Wer es lieber gedruckt mag, kann sich an Wellington, Jean S.: Dictionary of bibliographic abbreviations found in the scholarship of classical studies and related disciplines, Westport 2003 (2. überarb. u. erw. Aufl.) halten.

Sie sollten sich in jedem Fall frühzeitig an die Verwendung dieser Kürzel gewöhnen. Ihr Gebrauch ist für Ihre Seminararbeit obligatorisch!

 

In welcher Form Sie die oben genannten Angaben aufnehmen und später zitieren, ist im Prinzip Ihre Sache. Ein Blick in die Fachliteratur lehrt, dass jede Zeitschrift und jeder Sammelband seine eigenen Zitierrichtlinien hat. Wichtig ist aber, dass die oben genannten Angaben vollständig und nach einem konsequent durchgehaltenen System präsentiert werden.

Vermehrt sind Volltexte von Zeitschriften, aber auch Büchern im Internet verfügbar. Die wichtigsten Volltextarchive wurden bereits im Kapitel "Volltextarchive und Buchsuchen" vorgestellt. Am besten lassen sich solche Angebote über die folgenden Hilfsmittel recherchieren:

  1. Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB): http://rzblx1.uni-regensburg.de/ezeit/index.phtml?bibid=AAAAA&colors=7&lang=de
    Dieses bibliothekarische Angebot erschließt, wie der Name schon sagt, elekronische Zeitschriften, und zwar sowohl solche, die frei im Open Access zugänglich sind, als auch lizenzpflichtige Angebote. Sie können auch Ihre jeweilige Heimatbibliothek einstellen, so dass auch dei Verfügbarkeit unmittelbar angezeigt werden kann.
  2. Liste von Open Access-Zeitschriften aus dem Bereich der Altertumswissenschaften in dem Blog „AWOL – The ancient world online“ von Charles E. Jones (Institute for the Study of the Ancient World, New York University): http://ancientworldonline.blogspot.com/2015/12/alphabetical-list-of-open-access.html
    Einen thematisch strukturierten Zugriff auf diese Liste, jedoch auf dem Stand von 2015, ermöglicht https://isaw.nyu.edu/publications/awol-index/html/index-keywords.html.
  3. Liste von Open Access-Buchreihen aus dem Bereich der Altertumswissenschaften in demselben Blog: https://ancientworldonline.blogspot.com/2014/06/alphabetical-list-of-open-access.html
  4. Liste von Open Access-Lehrbüchern aus dem Bereich der Altertumswissenschaften in demselben Blog: https://ancientworldonline.blogspot.com/2009/09/open-access-textbooks.html

Das Durcharbeiten der Literatur beginnt man am besten (schon wegen des unsystematischen Bibliographierens und um einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu erhalten) mit den neuesten Titeln. Ob Sie lieber Exzerpte anfertigen (handschriftlich oder mit dem Computer) oder in Kopien Anstreichungen vornehmen, hängt von persönlichen Vorlieben ab. Eine Gefahr des xerographischen und noch mehr des digitalen Zeitalters ist allerdings, mehr zu kopieren als man lesen kann bzw. zu viel Zeit mit Kopieren zu vertun. Häufen Sie also keinesfalls zu Beginn Ihrer Arbeit tonnenweise Kopien an, in der Hoffnung, das alles noch durcharbeiten zu können.

Arbeiten Sie für ein Referat wenigstens drei oder vier Aufsätze gründlich durch, d. h. gehen Sie den Literatur- und v. a. Quellenbelegen nach. Je früher Sie sich mit den Quellen vertraut machen, desto schneller können Sie die in der Literatur geäußerten Forschungsmeinungen einschätzen. Erstellen Sie sich parallel zur Lektüre der Sekundärliteratur eine Quellensammlung, in der sie die Stellenangaben mit einer kurzen inhaltlichen Zusammenfassung oder ggf. auch dem Volltext zusammenstellen. Dann müssen Sie für Ihr Thesenpapier später nur noch eine Auswahl aus diesem Fundus treffen.