Ernst Curtius (1814-1896)
Der Althistoriker und Klassische Archäologe Ernst Curtius war der Sohn des Lübecker Stadtsyndikus Carl Georg Curtius. Nach seinem Abitur am Katharineum in Lübeck studierte er Klassische Altertumswissenschaften und Philosophie zunächst in Bonn, dann ab 1834 in Göttingen und ab 1835 in Berlin. Seine wissenschaftlichen Lehrer waren u.a. Friedrich Gottlieb Welcker (1784-1868), Karl Otfried Müller (1797-1840), August Böckh (1785-1867) und Eduard Gerhard (1795-1867).
1836 ging Curtius als Hauslehrer nach Paris und unterrichtete dort die Kinder des Philosophen und Beraters Königs Otto Christian August Brandis (1790-1867). Curtius nutzte die Zeit, um in Griechenland und an der Westküste Kleinasiens verschiedene Reisen zu unternehmen. 1838 besuchte er das erste Mal Olympia.
Zur Jahreswende 1840/41 kehrte Curtius nach Berlin zurück und promovierte im Dezember 1841 in Halle bei Moritz Hermann Eduard Meier mit der Arbeit „Commentatio de portubus Athenarum“. 1843 habilitierte er sich in Berlin mit dem gemeinsam mit K.O. Müller begonnenen Projekt einer Ausgabe der griechischen Inschriften von Delphi. Von 1844 bis 1850 war Curtius Hauslehrer des Prinzen Friedrich Wilhelm, des späteren Kaisers Friedrich III.; und war gleichzeitig a.o. Prof. an der Berliner Universität.
In dieser Zeit entstand eines seiner Hauptwerke: „Peloponnesos. Eine historisch-geographische Beschreibung der Halbinsel“ (1851/1852). Am 10. Januar 1852 hielt Curtius einen berühmt gewordenen Vortrag über Olympia in der Sing-Akademie zu Berlin und gab damit einen ersten Anstoß zu den Ausgrabungen an diesem Ort und damit überhaupt zu den großen deutschen Grabungsunternehmen.
Seit 1852 war Curtius Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und wurde mit der Herausgabe der griechischen Inschriften im Rahmen des Corpus Inscriptionum Graecarum (CIG) beauftragt.
Von 1856-1867 lehrte Curtius als Professor der Klassischen Philologie und Archäologie in Göttingen, bis er dann nach dem Tod Eduard Gerhards dessen Professur für Klassische Archäologie in Berlin übernahm. Daneben leitete er das Antiquarium. 1881/82 wurde er sogar Rektor der Berliner Universität und hielt bis ins hohe Alter Vorlesungen und Vorträge. Durch Curtius' Initiative wurde 1871 das bis dahin privat geführte Archäologische Institut zuerst in eine preußische Staatsanstalt und dann 1874 in ein Reichsinstitut umgewandelt.
Curtius’ größter Verdienst für die Klassische Archäologie waren die unter seiner Leitung seit 1875 durchgeführten Ausgrabungen in Olympia und die Veröffentlichung der Grabungsergebnisse zusammen mit dem Architekten Friedrich Adler (1827-1908).
Im Alter von 82 Jahren starb Ernst Curtius am 11. Juli 1896 in Berlin und wurde auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg beigesetzt.
(M. Effinger)