Richard Bohn (1849-1898)

Richard Bohn wurde am 29. Dezember 1849 in Berlin geboren. Von seinem Vater, dem Landschafts- und Porträtmalers Heinrich Bohn, erbte er die Neigung zum Zeichnen und zur Technik. Aufgrund dieser Begabungen begab er sich an die Königliche Bauakademie in Berlin, wo er 1871 die Bauführerprüfung mit Auszeichnung bestand. Seine nachfolgende berufliche Tätigkeit war die eines Hilfsarbeiters im Ministerium für öffentliche Arbeiten. Auf diese Weise lernte er die Alltagsarbeit eines Baubeamten kennen. U.a. war er am Bau der Siegessäule beteiligt. Er studierte dann noch einmal und bestand 1877 die Baumeisterprüfung für den Hochbau. Über seinen Lehrer F. Adler eröffnete sich für Bohn das Arbeitsfeld der archäologischen Bauforschung. 1877 begleitete Bohn Adler nach Olympia und begann unter dessen Leitung die Altis von Olympia zu erforschen, Bereits zwei Jahre später vermaß er selbständig die Propylaeen zu Athen. 1879 begann er die Architekturfunde in Pergamon zu bearbeiten. Bohn gilt als einer der zuverlässigsten und bewährtesten Mitarbeiter von Carl Humann.


Der Ausgangspunkt für Bohns pergamenische Forschungen war der Große Altar. Er konzentrierte sich dabei in erster Linie auf die Frage nach der ursprünglichen architektonischen Form des Bauwerks. Aufgrund seines Verdienstes, eine Rekonstruktion aus den Fundamenten und Trümmern erschlossen zu haben, war die Grundlage für den Wiederaufbau des Altars im Pergamonmuseum in Berlin geschaffen worden.
In einer weiteren Grabungskampagne in Pergamon erforschte Bohn den Standort des nur literarisch und inschriftlich belegten Tempels der Athena. Aufgrund seiner Beobachtungen am Fundament des Tempels erkannte er die Struktur desselben, was zur Freilegung und Erfassung des gesamten Heiligtums mit der Bibliothek führte.
Neben weiteren Grabungskampagnen in Pergamon fand Bohn noch die Zeit zusammen mit Carl Schuchhardt Expeditionen in die Umgebung, wie nach Aegae, zu machen. Hier nahm er die Ruinen auf.


1886 wurden die Grabungstätigkeiten in Pergamon fürs erste beendet und für Bohn endete damit ein wichtiger Lebensabschnitt. Von der Universität Straßburg wurde ihm für seine Verdienste die Ehrendoktorwürde verliehen. In Berlin und Görlitz war er darauf wieder als Architekt tätig. In seiner Freizeit arbeitete er an den Veröffentlichungen seiner Forschungen in Pergamon. 1896 fuhr Bohn noch einmal nach Pergamon, um einige Kontrolluntersuchungen durchzuführen. Seine Arbeiten konnte er jedoch nicht abschließen, da er am 22. August 1898 an den Folgen einer Beinamputation starb. Eine Knieverletzung, die er sich in den letzten Jahren in Pergamon zugezogen hatte, war die Ursache für die Amputation.

 

(K. Bemmann)

 

Literatur von und über Richard Bohn im Bestand der UB Heidelberg



Literatur (in Auswahl)

Bohm, Claudia: Wilhelm Dörpfeld, in: Lullies, Reinhard: Archäologienbildnisse, Mainz 1988, S. 94-95

Artikel zu Richard Bohn