Society of Dilettanti
Im Jahr 1732 gründeten einige junge Gentlemen, deren gemeinsame Ausgangsbasis eine Italienreise war, in London die “Society of Dilettanti”. Dort hatten die Herren sich auf einer Grand Tour getroffen.
1736 waren auf der Namensliste 48 Namen verzeichnet. Diese Zahl blieb über das gesamte 18. Jahrhundert weitgehend konstant.
Die frühesten Mitglieder waren überwiegend von nobler Herkunft. Ihr Lebensstil während der Reise und auch nach ihrer Rückkehr war Ziel der öffentlichen Diskussion und Thema in der Presse. Die „Dilettanti“ arbeiteten jedoch hart daran, ihr Image in der Öffentlichkeit aufzubessern und, obwohl viele von ihnen ihren Lebenswandel nicht grundlegende änderten, besserte sich im Laufe des Jahrhunderts ihr Image.
Ursprünglich als gemeinsam dinierende Gesellschaft zusammengekommen hatten die „Dilettanti“ bis zur Mitte des 18. Jahrhundert teilweise neue gesellschaftliche Rollen übernommen, so etwa kulturelle Aufgaben wie die finanzielle Unterstützung des Studiums der Antiken in Griechenland. In öffentlichen Angelegenheiten unterstützten sie die Einrichtung neuer akademischer Institutionen wie die Royal Academy und das Britische Museum. Auch in der Politik nahmen die Mitglieder der „Society of Dilettanti“ einflussreiche Rollen sowohl in Westminster als auch im Ausland ein.
Die Geschichte hat ein geteiltes Gedächtnis an die „Dilettanti“. Zum einen erinnert man sich an sie als Lebemänner und Trunkenbolde, die in Philosophie dilettierten und ihre Zeit in Rom vertrödelten, zum anderen gelten sie als eine Gruppe, die eine kunstverständige Bewegung einleiteten, die als Wiedererwachen Griechenlands bekannt ist. Eine Entwicklung, die ein Kunsthistoriker als „eine Revolution vergleichbar mit der Renaissance“ (J. Mordaunt Crook) bezeichnete. Letztlich spielten die „Dilettanti“ für den Aufbau der Archäologie als Wissenschaft in Großbritannien eine herausragende Rolle. Ihr Verdienst beruht u.a. in der Publikation der Beschreibungen und Zeichnungen der Antiken in Griechenland und Kleinasien, die sie auf ihren Reisen kennengelernt haben. Diesen Werken verdanken wir viele Kenntnisse über den Zustand antiker Bauten ebendort im 18. Jahrhundert.
(K. Bemmann)
Literatur von und über die Society of Dilettanti im Bestand der UB Heidelberg
Literatur (in Auswahl)
Cust, Lionel
History of the Society of Dilettanti, London 1898
Kelly, Jason M.
The Society of Dilettanti. Archaeology and identity in the British enlightenment, New Haven [u.a.] 2009
Redford, Bruce
Dilettanti. The antic and the antique in eighteenth-century England, Los Angeles 2008
The Society of Dilettanti, neo-classical taste and Greek Revival architecture, 1968
Artikel über die Society of Dilettanti