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Call for Papers: Materialien und Stoffe in der Medizin-, Wissenschafts- und Technikgeschichte

Avatar of Philipp Weiss Philipp Weiss - 06. Juni 2019 - Call for papers

Fragen nach der Historizität von Materialien und Stoffen stehen seit jeher im Zentrum medizin-, wissenschafts- und technikgeschichtlicher Arbeiten, wobei sich die Perspektiven immer wieder verändert haben. In den letzten Jahren lässt sich in diesen Feldern ein deutlicher Anstieg von Studien verzeichnen, die sich mit den physischen Eigenschaften von Dingen, Objekten, Roh-, Rest-, Wert-, Werk- oder Wirkstoffen beschäftigen. Technik- und Umwelthistoriker/innen untersuchen Techniken des Extrahierens von Rohstoffen in extremen Umwelten wie den Polarregionen, gehen am Beispiel des Kalkstein- oder Kupferbergbaus dem Wandel im gesellschaftlichen Umgang mit Rohstoffen nach oder analysieren, wie sich so genannte „Stoffkreisläufe“ über die Zeit hinweg verändert haben. Wissenschafts- und Medizinhistoriker/innen verfolgen Hormone, Enzyme und Vitamine auf ihren Wegen vom Labor bis zur therapeutischen oder pharmakologischen Anwendung und fragen nach den Langzeitwirkungen von veränderten Nahrungsmitteln, medizinischen Wirkstoffen und Chemikalien. Diese Ansätze verstehen Materialität und Stofflichkeit nicht mehr bloß als Grundlage menschlicher Handlungen, sie fragen nach ihrer historischen Konstituierung und Wirkmächtigkeit.

Angelsächsisch geprägte Forschungsfelder wie die Science and Technology Studies und vor allem die Material Culture Studies demonstrieren seit einigen Jahren eine große Affinität und Hinwendung zu Objekten, Stoffen und Materialien, fragen nach ihrer Aneignung und setzen sich mit ihrer strukturierenden Wirkung auf Kultur, Technik und Wissenschaft auseinander. Sie haben mit dem New Materialism und Spielarten der Akteur-Netzwerk-Theorie Instrumente entwickelt, um die angesprochenen sozio-materiellen Verflechtungen oder auch eine „material agency“ zu erfassen. In der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft hat das erhöhte Interesse an material- und stoffbezogenen Forschungen bislang noch nicht dazu geführt, entsprechende Zugänge zu systematisieren und theoretisieren. Ausdruck dessen ist die sogenannte „Stoffgeschichtsschreibung“, die bislang als narrativer Ansatz fungiert, aber weder über eine konsensfähige Arbeitsdefinition noch über einen klar abgesteckten Methoden- und Werkzeugkasten verfügt. Diese Heterogenität ist Ausdruck unterschiedlicher Erkenntnisinteressen und disziplinärer Zugänge, sie erschwert aber auch den wissenschaftlichen Austausch.

Ziel des von der GWMT (Gesellschaft für Geschichte der Wissenschaften, der Medizin und der Technik; https://www.gwmt.de) finanzierten Workshops ist es, methodische und theoretische Herausforderungen in der Untersuchung von Materialien und Stoffen in Bereichen der Geschichte von Wissenschaft, Medizin und Technik zu diskutieren. Der Workshop richtet sich an junge Wissenschaftler/innen (Graduierende, Promovierende, PostDocs) der Medizin-, Wissenschafts- und Technikgeschichte; er spricht aber auch Interessierte aus anderen kultur- und gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen an, in denen historische Bezüge zu Materialität und Stofflichkeit zentral sind wie z.B. den Material Culture Studies, der Archäologie oder den STS. Der Workshop soll die Verständigung über methodische Zugänge erleichtern; es geht aber auch darum, Gemeinsamkeiten und Überschneidungen der Ansätze auszuloten und nutzbar zu machen, um das jeweilige stoffbezogene Forschungsdesign zu schärfen.

In den zwei Tagen werden 8-9 Teilnehmer/innen ihre Arbeiten präsentieren; es ist auch eine Teilnahme möglich, wenn die Kommentierung eines Beitrags übernommen wird. Von den Teilnehmer/innen, die ihre Projekte vorstellen, werden bis Anfang November kurze Arbeitspapiere erwartet, die im Anschluss den Kommentator/innen zugeordnet werden. In diesem Zusammenhang bringen auch die eingeladenen Expert/innen ihre Fachexpertise ein.
Damit wird der Workshop einerseits einen Beitrag dazu leisten, stoff- und materialgeschichtliche Ansätze zu systematisieren und zu konturieren. Andererseits geht es darum, auf diesem Feld forschende, jüngere Wissenschaftler/innen innerhalb und außerhalb der Medizin-, Wissenschafts- und Technikgeschichte zu vernetzen.

Es wird um die Einsendung von Abstracts (max. 400 Worte) und CV (max. eine Seite) gebeten. Der Workshop findet am 28./29. November 2019 in Berlin statt (genauer Tagungsort wird noch bekannt gegeben). Vorschläge sind bis zum 21. Juni 2019 erbeten an: christian.zumbraegel@tu-berlin.de. Reise- und Übernachtungskosten können voraussichtlich im üblichen Rahmen (Bahnfahrt, BC 50, 2. Klasse sowie eine Übernachtung) übernommen werden.

Teilnehmende Expert/innen: Mathias Grote, Sebastian Haumann, Ursula Klein, Heiko Stoff, Heike Weber

Organisation: Dr. Christian Zumbrägel, Institut für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte, TU Berlin
Kontakt

Christian Zumbrägel
Technische Universität Berlin
Straße des 17. Juni 135 // D-10623 Berlin

christian.zumbraegel@tu-berlin.de

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